Programmheft
Verwandlungen – Transformationen in Musik und bildender Kunst
Konzert und Vortrag zu Exponaten des
Neuen Museums Berlin
Das Thema “Verwandlungen” beschäftigt die Menschen seit der Antike und hat zur Entstehung von aussergewöhnlichen Kunstwerken aller Sparten geführt:
Der Dichter Ovid beschreibt die Entstehung und Geschichte der Welt in den Begriffen der römischen und griechischen Mythologie, wobei die Metamorphosen – Veränderungen – eine entscheidende Rolle spielen. Ovids Werk beeinflusst auch später Literatur, Musik und die bildenden Künste, namentlich vom Mittelalter bis zum Barock.
Capella de la Torre lotet im Konzert unterschiedliche Musikstile der Renaissance erneut in Verbindung mit ausgwählten Exponaten des Neuen Museums aus; dabei erklingen Werke von Josquin, Praetorius, Schein, Cavallieri u.a. Museumsdirektor Matthias Wemhoff stellt besondere Exponate vor und berichtet mitreißend über wissenschaftliche Erkenntnisse dazu.
M
Michael Praetorius
Bransle de la Torche
Estebao da Brito
Lucis creator optime
Anthony Holborne
Almayne
–
Giovanni Ghizzolo
Canto di Sirene/ Risposta di Nettuno
Robert Johnson
Full fathom five
Tomas Luis de Victoria
Versa est in luctum
Bartolomeo Tromboncino
Ostinato vos seguire
–
Giovanni Gastoldi
Domine ad adiuvandum me festina
Anonym
Fortune my foe
John Dowland
The Earl of Essex Gagliard
Ludwig Senfl
Nasci, pati, mori
Anonym
Passamezzo
–
Robert Johnson
Where the Bee Sucks
Anonym 15. Jhd.
Il est de bonne heure né
–
Anthony Holborne
Lullabie
Thomas Morley
Now is the Month of Maying
Cristofano Malvezzi
Dal vago e bel sereno
Capella de la Torre
Margaret Hunter, Sopran
Katharina Bäuml, Schalmei und Leitung
Hildegard Wippermann, Altpommer und Flöte
Falko Munkwitz, Posaune
Yosuke Kurihara, Posaune
Annette Hils, Bassdulzian und Flöte
Torsten Übelhör, Orgel
Frank Pschichholz, Laute und Gitarre
Philipp Lamprecht, Percussion
Wissenschaftliche Erläuterungen
Prof. Dr. Matthias Wemhoff (Berlin)
Texte
Lucis creator optime
Lucem dierum proferens
Primordiis lucis novae
Mundi parans originem,
Des Lichtes bester Schöpfer,
Der du das Tageslicht hervorbringst,
Der mit dem Beginn des neuen Lichtes
Die Erschaffung der Welt vorbereitest,
Qui mane junctum vesperi
Diem vocari praecipis,
Illabitur taetrum chaos,
Audi preces cum fletibus,
Der du den Morgen mit dem Abend zusammen
„Tag“ zu nennen befiehlst,
Schmutzige Verwirrung überfällt
Erhöre unser Flehen mit Tränen,
Ne mens gravata crimine
Vitae sit exsul munere,
Dum nil perenne cogitat
Seseque culpis illigat.
Damit nicht die durch Vergehen
Ohne das Geschenk des Lebens sei,
Solange sie nicht Ewiges bedenkt
Und sich in Schuld verstrickt.
Caeleste pulset ostium,
Vitale tollat praemium,
Vitemus omne noxium,
Purgemus omne pessimum.
Sie klopfe an die Himmelstür,
Nehme den lebensspendenden
Wir wollen alle Schuld vermeiden,
Alles Üble von uns tun.
Praesta pater piissime
Patrique compar unice
Cum spiritu paraclito
Regnans per omne saeculum. Amen.
Gewähre dies, mildester Vater
Und du, Eingeborener, dem Vater
Mit dem hilfespendenden Geist
Herrschend in alle Ewigkeit. Amen.
Qual di nova bellezza,
chiaro raggio risplende,
che di fiamme, e di lampi
in questi humidi campi!
Hoggi ogni numm’accende,
et hor ch’altrove il Sol volge la luce,
un novo Sol m’adduce.
Was für eine neue Schönheit,
welch klarer Strahl leuchtet auf,
welche Flammen, und welche Blitze
in diesen wassergefüllten Gegenden!
Heute entbrennt jede Gottheit,
und nun, da der Sonnengott sein Licht abwendet,
Leitet mich ein neuer Sonnengott.
Delle Ninfe terrene
la beltà non m’offenda.
Figlie del Ocean, dolci Sirene,
fors’il tratto del ciel che noi disgionge
la forma lusinghiera
vaga piu che non è mostra da longe.
Ma perche meglio attenda
Se sia falsa ò sia vera?
Vada di Proteo ad ispiar la schiera.
Der irdischen Nymphen
Schönheit rührt mich nicht an.
Töchter des Ozeans, süße Sirenen,
die Entfernung vom Himmel, die uns trennt,
verfälscht vielleicht die Erscheinung,
macht sie unsicherer, nicht aus der Distanz gesehen.
Doch warum besser warten,
ob sie falsch ist oder wahr?
Geh, Proteus, und inspiziere die Truppen.
William Shakespeare (The Tempest I,2), Übersetzung: August Wilhelm Schlegel
Full fathom five thy father lies;
of his bones are coral made;
those are pearls that were his eyes;
nothing of him that does fade,
but doth suffer a sea-change
into something rich and strange.
Sea-nymphs hourly ring his knell:
Hark! Now I hear them – Ding-dong, bell.
Fünf Faden tief liegt Vater dein;
sein Gebein wird zu Korallen;
Perlen sind die Augen sein;
nichts an ihm, das soll verfallen,
das nicht wandelt Meereshut
In ein reich und seltnes Gut.
Nymphen läuten stündlich ihm:
Da horch! ihr Glöcklein – Bim! Bim! Bim!
Versa est in luctum cithara mea,
et organum meum in vocem flentium.
Parce mihi Domine,
nihil enim sunt dies mei.
In Trauer verkehrt ist meine Harfe,
und meine Laute in die Stimme von Weinenden.
Schone mich, Herr, denn ein Nichts sind meine Tage.
Ostinato vo’ seguire
la magnanima mia impresa
fame, Amor, qual voi offesa
s’io dovesse ben morire.
Ostinato…
Hartnäckig werde ich dich verfolgen,
mein großherziges Unterfangen;
sag mir, Amor, was dich beleidigt,
wenn ich schon sterben muss.
Hartnäckig…
Il est de bonne heure né
qui tient sa dame en un pré
sur l’herbe jolie.
Der ist zu guter Stunde geboren,
der seine Dame hält auf einer Wiese
über schönem Gras.
Ma très douce amie,
dieu vous doint le bonjour.
Qu’avez en pensée,
dites, qu’avez-vous?
Meine süßeste Dame,
Gott gebe euch einen guten Tag.
Was habt ihr in Gedanken,
sagt, was habt ihr?
Par ma foy mon bel ami,
le conseil en est tout pris,
je ne vous aime mie.
Meiner Treu, mein schöner Freund,
ich habe es mir genau überlegt,
ich liebe euch kein bisschen.
Fortuna Desperata
Nasci,
Pati,
Mori
Auswegloses Schicksal
Geboren werden,
Leiden,
Sterben.