Live-Konzert-Mitschnitt vom 18.09.2020
aus der Klosterkirche Braunschweig-Riddagshausen

TEIL 1
TEIL 2
TEIL 3

Von alters her standen die ERDE und der Mensch im Zentrum des Universums. Im Kontext des Renaissance-Humanismus und mit den Schriften Galileo Galileis rückte die ERDE aus dieser privilegierten Position heraus und wurde astronomisch gesehen zu einem Himmelskörper unter vielen.

Ebenfalls in der frühen Neuzeit begann sich auch der philosophische und künstlerische Blickwinkel auf die ERDE und den Menschen zu verändern. So wurde ein Gesellschafts- und Bildungsideal entworfen, das jedem Menschen die bestmögliche Entfaltung seiner Persönlichkeit und seiner Fähigkeiten ermöglichen sollte. Das Streben nach Menschlichkeit stand nun im Vordergrund, welches die moderne Gesellschaft bis in die Gegenwart hinein beschäftigt. Nicht erst seit Kurzem also ist klar, dass es gilt, die ERDE zu schützen, um sie für kommende Generationen zu bewahren.

Das Konzert am 18.9.2020 legt besonderen Wert auf den Dialog verschiedener Kunstrichtungen und möchte auch das Bewusstsein für das Zusammenwirken von Mensch und ERDE, Kunst und Umweltschutz schärfen.

Im Konzert erklingen unter Einbeziehung des kompletten Raumes mit der besonderen Atmosphäre der Klosterkirche Werke der frühen Neuzeit, die sich mit dem Thema ERDE auf ideengeschichtliche Weise auseinandersetzen. Die Veranstaltung besteht aus mehreren audio-visuellen Konzertmodulen, die in Zusammenarbeit mit dem französischen Videokünstler Jean-François Guiton speziell für die Klosterkirche Riddagshausen erarbeitet wurden.

Emilio de’ Cavalieri war mehr als ein Hofmusiker oder einfacher Komponist. Er war auch Politiker, Diplomat und Kunstsammler, obendrein genoss er höchstes Ansehen bei einflussreichen Zeitgenossen. Klar, dass sich die Medici – als eine der führenden italienischen Dynastien – für ihn interessierten. Zur großen Medici-Hochzeit 1589 in Florenz steuerte Cavalieri etliche Kompositionen bei, darunter auch den Huldigungschor „O che nuovo miracolo“. 

Die Würdigung Emilio de’ Cavalieris wird in vielen musikgeschichtlichen Darstellungen auf die Komposition seiner „Rappresentazione di Anima e di Corpo“ begrenzt, ein Werk, das 1600 in Rom die Tradition des Oratoriums begründet hat. Trotz der unbestrittenen Bedeutung dieses Stückes reichen die Aktivitäten Cavalieris aber weit darüber hinaus. Er komponierte die ersten Pastoral-Opern der Musikgeschichte und schrieb beeindruckende Lamentations-Vertonungen. Aber auch auf außermusikalischem Gebiet machte er sich einen Namen: Im Auftrag der Medici ging er komplizierten diplomatischen Missionen nach und hatte die Oberaufsicht über alle Künstler der Stadt Florenz. In Rom wirkte er aktiv an der Stadtregierung mit und legte eine umfangreiche Kunstsammlung an. Cavalieri war eine faszinierend vielseitige Persönlichkeit, die das kulturelle und politische Leben seiner Zeit stark geprägt hat. 

Von den Medici wurde er 1589 damit beauftragt, die musikalische Umrahmung der Hochzeit von Ferdinando I. und Christine von Lothringen zu organisieren und zu leiten. Cavalieri übernahm diese Aufgabe mit großem Einsatz und ermöglichte somit eine der frühesten zyklischen Bühnenwerke der Musikgeschichte. In sechs szenischen Darbietungen konnte das Publikum eine Vielzahl allegorischer Anspielungen auf das Hochzeitspaar und die Medici erleben, in einer Mischung aus Bühnenhandlung, Tanz und Gesang. Neben Cavalieri waren noch weitere Komponisten beteiligt, darunter Jacopo Peri, Luca Marenzio, Giulio Caccini und Cristofano Malvezzi. Cavalieri selbst begnügte sich aber nicht mit der Organisation, sondern trug auch selbst Musikstücke dabei. Besonderen Eindruck hat dabei der Schlussgesang des 6. Intermediums hinterlassen, ein Lobgesang auf die Medici unter dem Motto „Che nuovo miracolo“. 

Links

Überblick Pellegrina-Intermedien: https://de.wikipedia.org/wiki/Intermedien_f%C3%BCr_La_pellegrina

Noten: http://www2.cpdl.org/wiki/images/0/07/Ws-cava-och.pdf

O che nuovo miracolo,
ecco che in terra scendono, 
celeste alto spettacolo,
gli die che il mondo accendono.
Ecco Imeneo e Venere
col piè la terra or premere.
Del grande eroe che con benigna legge
Etruria affrena e regge
udito ha Giove in cielo
il purissimo zelo,
e dal suo seggio santo
manda il ballo e il canto.

Dieses neue Wunder,
das auf die Erde niedersteigt,
ein großes, himmlisches Spektakel,
die Götter, die die Welt entflammen.
Hier setzen Hymen und Venus
ihren Fuß auf die Erde.
Vom großen Helden, der durch ein günstiges Gesetz
Etrurien regiert und unterstützt.
Jupiter hat in den Himmeln gehört
den unverfälschten Eifer,
und von seinem heiligen Thron
schickt er uns Tanz und Gesang.

Noten:

http://www2.cpdl.org/wiki/images/0/07/Ws-cava-och.pdf

Viele Musiker gibt es nicht, die wir namentlich aus dem 14. Jahrhundert kennen. Noch war in dieser Zeit der Musikerberuf weitgehend anonym, Kompositionen sind überwiegend ohne Angaben eines Autors überliefert. Francesco Landini jedoch ist eine große Ausnahme: Als Organist an San Lorenzo in Florenz hat er landesweit Furore gemacht mit seinem Spiel und seinen Kompositionen. Und er hat auch selbstbewusst seinen Namen damit in Verbindung gebracht. 

Francesco Landini wird als zentraler Vertreter der „Trecento-Kunst“ angesehen, also des italienischen Musikstils im 14. Jahrhundert. Der Überlieferung nach erblindete er als Kind in der Folge einer Pockenerkrankung und wandte sich daraufhin intensiv der Musik zu. Landini sang, dichtete, komponierte und spielte verschiedene Instrumente und war weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Florenz hinaus als musikalische Autorität angesehen. Von 1365 bis zu seinem Tode 1397 wirkte er als Organist an der Kirche San Lorenzo in Florenz, zwischenzeitlich unternahm er aber auch ausgedehnte Konzertreisen durch Oberitalien. Reine Orgelwerke sind von Landini nicht überliefert, stattdessen blieb der ungewöhnlich große Bestand von etwa 150 weltlichen Gesängen erhalten, darunter vor allem zwei- und dreistimmige Ballaten. Die Ballata „Ecco la primavera“ besingt den Frühling und besticht musikalisch trotz der nur zweistimmigen Besetzung durch Klarheit, Melodiereichtum und Ausdruckskraft. Der Bericht von Giovanni del Prato aus dem Jahre 1364 beschreibt anschaulich die Umstände einer damaligen Aufführung: 

„In dieser Stunde herrschte im Garten eine sehr angenehme Kühle, welche die heitere Gesellschaft erfrischte. Als nun die Männer sich setzten, verlangte der fröhlich gestimmte Francesco Landini nach seiner tragbaren Handorgel und begann so süß Liebesgesänge zu spielen, dass niemand unter den Anwesenden war, dem es nicht schien, als müsste durch das Übermaß der Freude sein Herz die Brust sprengen. Zur Freude aller begannen zwei Mädchen eine Ballata zu singen mit so viel Liebreiz und mit so engelhaften Stimmen, dass nicht nur die umstehenden Herren und Damen, sondern, wie deutlich zu sehen war, dass auch die Vöglein auf den Zypressen lauschten und sich angeregt fühlten, ihre Lieder mit mehr Süßigkeit und Fülle zu singen.“

Links

Werkverzeichnis von Landini mit Diskographie: http://www.medieval.org/emfaq/composers/landini.html

Noten: http://www2.cpdl.org/wiki/images/9/9b/Ws-land-ecc.pdf

Ecco la primavera,
Che’l cor fa rallegrare,
Temp’è d’annamorare
E star con lieta cera.

Noi vegiam l’aria e’l tempo
Che pur chiam’ allegria
In questo vago tempo
Ogni cosa vaghezza.

L’erbe con gran freschezza
E fior’ coprono i prati,
E gli albori adornati
Sono in simil manera.

_________________________________________________
Der Frühling ist da,
der die Herzen erfreut.
Die Zeit der Liebe ist da
und der fröhlichen Gesichter.

Wir sehen die Luft und das Wetter,
die Jubelfreude bringen.
In dieser glücklichen Zeit
ist alles Schönheit.

Das Gras ist frisch,
Blumen schmücken die Wiesen,
und sie schmücken die Bäume
auf gleicher Weise.

Noten:

http://www2.cpdl.org/wiki/images/9/9b/Ws-land-ecc.pdf

Hier wiederholt sich alles ständig. Mehrere Minuten lang spielen die Bassinstrumente immer wieder dieselbe, kurze Melodie. Langweilig? Nie! Denn das hartnäckige Wiederholen von gleichen harmonischen Modellen ist das Grundprinzip einer Ciaconna. Die Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts konnten dabei ihre volle Fantasie ausleben, denn es geht ja darum, die Oberstimmen über dem gleichbleibenden Bass besonders abwechslungsreich zu gestalten. Andrea Falconieri war einer der ersten, der das in vollendeter Meisterschaft beherrschte.  

Andrea Falconieri war einer der wichtigsten Vertreter der neapolitanischen Musik im 17. Jahrhundert. Er wurde in Neapel ausgebildet, hielt sich dann in verschiedenen italienischen Städten sowie eine Zeit lang auch in Wien auf und kehrte 1639 in seine Heimatstadt zurück. Dort wurde er zunächst als Lautenist und später als Kapellmeister am Hof des spanischen Vizekönigs angestellt. In diesem Amt legte Falconieri 1650 einen umfangreichen Musikaliendruck vor, das „Primo libro di canzone, sinfonie, fantasie, capricci, brandi, correnti, gagliarde, alemane, volte“. Die Sammlung enthält rund 60 Tanzsätze für ein bis drei Instrumente und Basso continuo. In diesen Werken zeigt Falconieri noch einmal sein ganzes kompositorisches Können und vereint dabei in beispielhafter Weise traditionelle Tänze der Renaissancezeit mit den modernen Satztechniken des frühen Barock. 

In diesem Band ist auch – als Bestandteil eines Satzes unter dem Titel „L’Eroica“ eine Ciaconna abgedruckt. Es handelt sich um eine Art „Modellstück“ für die noch recht junge Gattung. Falconieri ergänzt dabei zur Bassstimme zwei Oberstimmen, für die er keine speziellen Instrumentenangaben macht. 

Noten: 

http://ks.imslp.info/files/imglnks/usimg/2/21/IMSLP95097-PMLP64194-03fplib.pdf

2002 kam der Film „Vaya con Dios“ in die deutschen Kinos, ein Roadmovie mit Daniel Brühl in der Hauptrolle, in dem der Überlebenskampf einer (fiktiven) Ordensgemeinschaft dargestellt wurde. Als Titelmelodie diente – gleichsam als Synonym für das klösterliche Leben – die Motette „Tu solus qui facis mirabilia“ von Josquin des Préz. 

Hinsichtlich Ruhm und Autorität übertraf Josquin des Préz sämtliche seiner musizierenden Zeitgenossen. Die Liste seiner Dienstverhältnisse liest sich wie ein „Best of“ der europäischen Machtzentren: Er wirkte zunächst bei Herzog René von Anjou in Aix-en-Provence, wechselte dann an den königlichen Hof nach Paris, wo er vermutlich von Johannes Ockeghem unterrichtet wurde. Im Anschluss hielt sich Josquin mehrere Jahre am Hofe der einflussreichen Sforza-Familie in Mailand auf und gelangte schließlich in die exklusive Päpstliche Kapelle zu Rom, deren Repertoire er mit seinen Messen und Motetten nachhaltig beeinflusste. Den krönenden Abschluss seiner Laufbahn bildete die Anstellung am Hof der d’Este in Ferrara. 1504 kehrte Josquin, der inzwischen verschiedene Benefizien angesammelt hatte, in seine Heimat nach Condé sur l’Escaut im Norden Frankreichs zurück. Dort wurde er zum Propst der Stiftskirche gewählt. Dieses ehrenvolle und gut ausgestattete Amt überließ ihm bis zu seinem Tod 1521 große Freiheiten zum Komponieren. 

In den uns vorliegenden Dokumenten erscheint Josquin als eine sehr selbstbewusste Persönlichkeit. Er fasste seine Rolle als Hofmusiker nicht länger als die eines devoten Untergebenen auf, sondern strebte als einer der ersten Musiker an, den großen Regenten der Zeit auf gleicher Augenhöhe zu begegnen. Seine Rolle im Kontext der Musikentwicklung seiner Zeit ist nicht hoch genug einzuschätzen: Er übernahm die Traditionen seiner Vorläufer, komponierte einen eigenen, unverwechselbaren Stil und nutzte zur Verbreitung seiner Werke das modernste Reproduktionsmittel – den Notendruck. Ottavio Petrucci – der Erfinder des Notendrucks mit beweglichen Typen und gleichzeitig der erste Musikverleger – wählte nicht von ungefähr Kompositionen Josquins als „Paradestücke“ seiner Veröffentlichungen aus.

Wahrscheinlich in seiner Mailänder Zeit, zwischen 1484 und 1489, komponierte Josquin die vierstimmige Motette „Tu solus qui facis mirabilia“. Das Werk stellt eine besondere Reverenz an Josquins mutmaßlichen Lehrer Johannes Ockeghem dar, indem dessen berühmte Chanson „D’ung aultre amer“ zitiert bzw. bearbeitet wird. 

Links

Portal Josquin Das Projekt – Gesamtaufführung aller Werke: http://josquin-projekt.de/konzerte/

Trailer „Vaya con Dios“: https://www.moviepilot.de/movies/vaya-con-dios-und-fuehre-uns-nicht-in-versuchung/trailer

Noten: http://www1.cpdl.org/wiki/images/2/24/TuSolus.pdf

Tu solus qui facis mirabilia,
Tu solus Creator, qui creasti nos,
Tu solus Redemptor, qui redemisti nos
sanguine tuo pretiosissimo.

Ad te solum confugimus,
in te solum confidimus
nec alium adoramus,
Jesu Christe.

Ad te preces effundimus
exaudi quod supplicamus,
et concede quod petimus,
Rex benigne.

D’ung aultre amer,
Nobis esset fallacia:
D’ung aultre amer,
Magna esset stultitia et peccatum.

Audi nostra suspiria,
Replenos tua gratia,
O rex regum,
Ut ad tua servitia
Sistamus cum laetitia
in aeternum.

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Du allein tust Wunder,
du allein bist der Schöpfer, der uns geschaffen hat,
du allein bist der Erlöser,
der du uns mit deinem kostbaren Blut erlöst hast.

Nur bei dir allein nehmen wir Zuflucht,
nur dir allein vertrauen wir,
keinen anderen beten wir an,
Jesus Christus.

Zu dir allein strömen unsere Bitten,
erhöre unser Flehen
und gewähre, was wir erbitten,
gütiger König.

Einen anderen zu lieben
wäre ein Irrtum,
einen anderen zu lieben
wäre eine große Dummheit und Sünde.

Höre unser Seufzen,
erfülle uns mit deiner Gnade,
o König der Könige,
damit wir in deinem Dienste
freudig bleiben
in alle Ewigkeit.

Noten: http://www1.cpdl.org/wiki/images/2/24/TuSolus.pdf

Die Gärtnerin geht in die Stadt. Was sie dort tut und wer sie möglicherweise verfolgt? Das verschweigt der Text dieser Frottola, denn er ist nur fragmentarisch erhalten. Alles weitere darf man sich denken… 

Überliefert ist die Frottola „Se l’ortolana viene a la città“ in einer Handschrift aus dem frühen 16. Jahrhundert, die vermutlich für den Hof von Mantua angefertigt wurde und heute in Florenz aufbewahrt wird. Dieses Ms. Panciatichiano enthält sowohl geistliche als auch weltliche Werke von vielen bedeutenden Renaissancekomponisten wie etwa Alexander Agricola, Josquin des Préz, Gaspar Weerbecke, Johannes Tinctoris und anderen. In diesen Umkreis ist demzufolge auch der anonym gebliebene Komponist der Frottola einzuordnen. 

Quellenbeschreibung der Handschrift: https://www.diamm.ac.uk/sources/1400/#/

„Ostinato vo’ seguire“ – mit diesen Worten beginnt diese Frottola von Bartolomeo Tromboncino. Wörtlich übersetzt heißt das „Hartnäckig will ich weiterverfolgen“. Im weiteren Verlauf des Textes wird der Zusammenhang klar, es geht – wie so häufig in diesem Repertoire – um eine unerfüllte Liebe, um die beharrlich gekämpft werden soll. Und um diese Beständigkeit, von der in der Poesie die Rede ist, möglichst eindeutig in Musik zu übertragen, wählte Tromboncino eine Form, die auf das Prinzip der variierten Wiederholung setzt: Ein acht Takte umfassendes harmonisches und melodisches Modell liegt dem Stück zugrunde und lädt durch viele Wiederholungen zur vokalen und instrumentalen Ausschmückung ein.

Bartolomeo Tromboncino zählt zu den bedeutendsten italienischen Komponisten an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Er wuchs vermutlich in Verona auf und gelangte schon in jungen Jahren als virtuoser Posaunist an den Hof der Gonzaga in Mantua. Dort wirkte er aktiv am prunkvollen Musikleben mit und etablierte sich immer mehr als führender Hofkomponist. Weitere Anstellungen führten Tromboncino unter anderem nach Ferrara und Rom, seinen Lebensabend verbrachte er als hoch anerkannter Komponist in Venedig. Der Schwerpunkt seines Schaffens lag auf der weltlichen Musik, viele seiner Kompositionen wurden vom venezianischen Verleger Petrucci, dem Erfinder des modernen Notendrucks, exklusiv veröffentlicht.

Noten: https://imslp.simssa.ca/files/imglnks/usimg/8/87/IMSLP601562-PMLP195785-15-tromboncino–ostinato_vo_seguire—-0-score.pdf

Ostinato vo’ seguire
La magnanima mia impresa;
Fame Amor, qual voi offesa,
S’io dovesse ben morire.

Hartnäckig werde ich dich verfolgen,
mein großherziges Unterfangen,
sag mir, Amor, was dich beleidigt,
wenn ich schon sterben muss.

Hier geht es in die Schlacht. Zum Glück nur musikalisch. Und da geht es zum Glück nicht ganz so martialisch zu… 

Tielman Susato ist in erster Linie als bedeutender Musikverleger des 16. Jahrhunderts bekannt geworden. In Antwerpen ansässig, stellte er zwischen 1540 und 1560 viele Messen, Motetten-, Chanson- und Tanzsammlungen mit Werken der berühmtesten zeitgenössischen Komponisten zusammen. Parallel war Susato aber auch selbst als Komponist tätig und schuf vor allem Instrumentalsätze, die er selbstverständlich im eigenen Verlag publizierte. Seine Pavan „La Battaglia“ präsentiert weniger ein Schlachtgemälde als ein pathetisches, feierliches Thema. 

Links

Überblick: https://de.wikipedia.org/wiki/Tielman_Susato

„Da pacem, Domine“ – diese gregorianische Melodie stammt vermutlich aus dem 9. Jahrhundert und drückt den unbändigen Wunsch der Menschen nach Frieden aus – ganz schlicht, ganz ruhig, ganz eindringlich.

Martin Luther lag im Zeitalter der Reformation sehr viel an der Popularisierung des Glaubens. Ein Kerngedanke war dabei die regelmäßige Nutzung der deutschen Sprache. Deshalb nahm Luther selbst nicht nur eine Übersetzung der Bibel vor, sondern wandelte auch viele altkirchliche, lateinische Gebete und Gesänge in deutsche Kirchenlieder um. Ein besonders schönes Beispiel dafür ist das Lied „Verleih uns Frieden gnädliglich“, das er der Antiphon „Da pacem, Domine“ nachempfunden hat. Beide Textvorlagen sind – bis hinein ins 21. Jahrhundert – sehr häufig vertont worden. 

Links

Überblick und Noten: https://de.wikipedia.org/wiki/Verleih_uns_Frieden_gn%C3%A4diglich

Da pacem, Domine,
in diebus nostris,
quia non est alius
qui pugnet pro nobis,
nisi tu Deus noster.

Verleih uns Frieden gnädiglich,
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.

Überblick und Noten: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Verleih_uns_Frieden_gn%C3%A4diglich

Von Balthasar Resinarius stammt eine der ersten Vertonungen von Luthers Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“. 

Als Sängerknabe in der kaiserlichen Hofkapelle und direkter Schüler von Heinrich Isaac genoss Balthasar Resinarius eine hervorragende Ausbildung. Nach seinem Studium in Leipzig begab sich in den geistlichen Dienst und war zunächst als katholischer Priester, später als lutherischer Pastor in seiner böhmischen Heimat tätig. Die Begeisterung für die Musik blieb bei ihm lebenslang erhalten, die meisten seiner geistlichen Lieder, darunter auch seine Version der Antiphon „Verleih uns Frieden gnädiglich“, veröffentlichte er im Wittenberger Verlag von Georg Rhau.

Noten: 

http://www3.cpdl.org/wiki/images/d/d3/Verleih_uns_Frieden_-_Resinarius.pdf

Verleih uns Frieden gnädiglich,
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.

Eigentlich war er ja Kirchenmusiker. Claudin de Sermisy war einer der wichtigsten Hofsänger und -komponisten unter dem französischen König Franz I. und stand für seinen Regenten Sonntag für Sonntag auf der Empore. Aber er hat auch sehr gern Chansons komponiert, für die er heute am meisten bekannt ist. 

Schon im Alter von 18 Jahren ist Claudin de Sermisy an der Sainte-Chapelle in Paris nachweisbar. In den folgenden Jahren entwickelte er sich zu einem der wichtigsten Hofmusiker unter den Königen Ludwig XII. und Franz I., den er auch auf Reisen quer durch Europa begleitete. Erhalten sind von ihm eine Vielzahl geistlicher Kompositionen, vor allem Messen, Messsätze und Motetten. Heute allerdings ist Sermisy vor allem als Chanson-Komponist bekannt. 160 entsprechende Werke sind von ihm erhalten, die meisten davon vierstimmig. Er begründete damit eine ganz eigene Gattung, die auch „Pariser Chanson“ genannt wird. Viele dieser Chansons wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gedruckt veröffentlicht. 

Links

Noten: http://conquest.imslp.info/files/imglnks/usimg/f/f0/IMSLP125389-WIMA.2235-Sermisy_Tant_que_vivray.pdf

Tant que vivray en âge florissant.
Je serviray d’amour le dieu puissant
En faictz, et dictz, en chansons, et accords
Par plusieurs fois m’a tenu languissant
Mais après dueil m’a faict réjouyssant
Car j’ay l’amour de la belle au gent corps.

Son alliance, c’est ma fiance.
Son cœur est mien, le mien est sien
Fi de tristesse, vive lyesse!
Puis qu’en amour a tant de bien.

Quand je la veulx servir et honorer.
Quand par escripts veux son nom décorer.
Quand je la veoy, et visite souvent.
Les envieux n’en font que murmurer
Mais notr’amour n’en sçaurait moins durer
Aultant ou plus en emporte le vent.

Malgré envie toute ma vie.
Je l’aimeray et chanteray
C’est la premiere, c’est la derniere
Que j’ay servie, et serviray.

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So lange ich in blühendem Alter lebe,
will ich dem mächtigen Liebesgott dienen
in Taten und Worten, in Singen und Spiel
oft lässt er mich voll Sehnsucht zurück,
aber nach der Trauer gibt er mir Freude,
denn ich liebbe die wohlgestaltete Schöne.

Ihre Gesellschaft in mein Unterpfand.
Ihr Herz ist mein, meines gehört ihr.
Fort mit der Traurigkeit, hoch die Fröhlichkeit,
weil in der Liebe alles Gute steckt.

Wenn ich ihr dienen und sie ehren will,
wenn ich sie durch Gedichte preise,
wenn ich sie sehe und sie oft besuche,
tuscheln neidische Menschen über uns,
aber unserer Liebe schadet das gar nicht,
das Gerede ist in den Wind gesprochen.

Trotz Neid werde ich mein ganzes Leben sie lieben,
und ich werde singen: 
„Sie ist die Erste, sie ist die Letzte,
der ich gedient habe und dienen werde.“

Noten: http://conquest.imslp.info/files/imglnks/usimg/f/f0/IMSLP125389-WIMA.2235-Sermisy_Tant_que_vivray.pdf

Improvisation

Populäre Frömmigkeit – ist das in der strengen katholischen Kirche überhaupt denkbar. Ja! Die Lauden in Italien sind ein ganz eindeutiger Versuch, mit volksnaher Sprache und Melodie auf die Menschen zuzugehen. 

Die Lauda war seit dem späten Mittelalter in Italien eine populäre Form des außerliturgischen religiösen Gesangs. Ihre Texte wurden in der Landessprache – und nicht im liturgischen Latein – verfasst und anonym vertont. Zunächst waren die Lauden meist einstimmig gestaltet, später wurden auch sie mehrstimmig gesetzt. Dabei fanden aber meist recht eingängige Melodien Verwendung, wodurch die Lauden einen populären Konstrast zu den gelehrten anderen Gattungen der Mehrstimmigkeit bildeten. Laudensammlungen wurden bis ins 16. Jahrhundert hinein publiziert, oftmals weiterhin ohne Angabe der einzelnen Komponisten. Zu dieser Kategorie zählt auch die Lauda „Chi vuol suir la guerra“, die vierstimmig vertont worden ist.

Noten:

https://www.cpdl.org/wiki/images/5/5b/Lauda%2C_Chi_vuol_seguir_la_guerra_a3.pdf

Chi vuol seguir la guerra
per far del Ciel’ acquisto,
su levisi da terra,
et veng’à farsi cavalier di Christo.

Chi non ha cuor non vada,
chi me d’arc’o siomba,
ritornisi per strada,
che poi non fugg’al primo suon di tomba.

Tu dolce mio Signore
perch’io non fuisi vinto,
soffritti ogni dolore,
e’n campo aperto rimanosti estinto.

Et in per te ne foco sopporto,
ne flagello, ma temo un picciol gioco
de’ fianciulli, che dican’ vello vello.

Oh che grave cordoglio,
lo scudo che gittai,
hoggi ripigliar voglio,
e non lasciarlo mai.

____________________________________________
Wer in den Krieg ziehen will,
um den Himmel zu erwerben,
sollte sich von der Erde erheben,
und kommen, ein Ritter Christi zu sein.

Wer keinen Schneid hat, sollte es lassen, 
wer Bogen und Schleuder fürchtet,
sollte umkehren,
sonst flieht er beim ersten Trompetenstoß.

Du, mein süßer Herr,
damit ich nicht besiegt werde,
hast du alle Schmerzen ertragen
uiund bist im offenen Feld tot geblieben.

Ich aber ertrage nicht das Feuer für dich noch Schläge,
sondern fürchte ein kleines Spiel
von Kindern, die mich verspotten wollen.

O welch tiefer Schmerz,
den Schild, den ich weggeworfen habe,
möchte ich heute gerne wieder aufnehmen,
wieder aufnehmen und nie mehr von mir tun.

Noten: https://www.cpdl.org/wiki/images/5/5b/Lauda%2C_Chi_vuol_seguir_la_guerra_a3.pdf

Wer „Piffaro“ heißt, der muss mit auch ein Piffaro sein, also ein Stadtpfeifer. So war es auch bei Niccolo Piffaro, der Anfang des 16. Jahrhunderts in Siena tätig war. Seine Bearbeitung über ein italienisches Volkslied ist ganz auf die zeitgenössischen Blasinstrumente zugeschnitten. 

Schalmeien, Pommer, Zinken und Posaunen: Diese Blasinstrumente bildeten im 16. Jahrhundert eine sehr beliebte musikalische Einheit. Stadtpfeifer und umherziehende Bläsergruppierungen, aber auch Hof- und Kirchenkapellen übernahmen diese klangprächtige Besetzung, die festlichen Glanz, feierlichen Ernst oder auch tänzerische Leichtigkeit wiedergeben konnte. Als Repertoire dienten den Musikern zum einen Originalkompositionen, dabei handelt es sich um Aufzugsmusiken und Tanzsätze. Zum anderen fertigten sich besonders die italienischen Piffari eine kaum zu überblickende Vielzahl an Arrangements geistlicher oder weltlicher Vokalwerke an. Dabei wurden die Originale oftmals bläseradäquat verändert, damit vor allem die virtuosen Schalmei- und Zinkspieler auf ihre Kosten kamen. 

Geistlich oder weltlich? Liturgisch oder außerliturgisch? Das lässt sich in der Zeit um 1500 oft kaum trennen. Josquin des Préz – überragender Musiker seiner Zeit – schrieb eine Komposition, die lateinisch beginnt und dann italienisch weitergeführt wird. Ein persönliches Gebet in einer Notlage. 

Vermutlich während seiner Zeit im Dienst des Kardinals Ascanio Sforza hat Josquin des Préz die Frottola „In te Domine speravi“ komponiert. Das ausführliche Stück beginnt mit einem Zitat aus dem „Te Deum“, dem großen Lobpreis der Kirche, das der Überlieferung zufolge von Ambrosius von Mailand im 4. Jahrhundert gedichtet worden ist. Bereits in der zweiten Zeile jedoch wechselt die Sprache von Latein nach Italienisch, und es folgt ein sehr persönlicher Gebetstext. 

Noten

http://www2.cpdl.org/wiki/images/1/15/RSU-017_Josquin_%E2%80%94_In_te_Domine_speravi_a4.pdf

In te Domine speravi
Per trovar pietà in eterno.
Ma in un tristo e obscuro inferno
Fui et frustra laboravi.

Rotto e al vento ogni speranza
Veggio il ciel voltarmi in pianto.
Suspir lacrime m’avanza
Del mio tristo sperar tanto.

Fui ferito, se non quanto
Tribulando ad te clamavi.
In te Domine speravi.

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In Dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt,
um ewiges Erbarmen zu finden.
Doch in einer traurigen und dunklen Hölle
befand ich mich und habe mich vergebens bemüht.

Zermartert und jede Hoffnung verweht, sehe ich
den Himmel mir gegenüber sich in Weinen verkehren.
Mir bleibt von meiner traurigen großen Hoffnung nur übrig,
seufzend Tränen zu vergießen.

Ich bin verwundet worden, bis ich
in Nöten zu Dir gerufen habe.
In Dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt.

Noten: http://www2.cpdl.org/wiki/images/1/15/RSU-017_Josquin_%E2%80%94_In_te_Domine_speravi_a4.pdf

Und nochmal ein Musikstück, in dem sich viel wiederholt: Passamezzo ist ein italienischer Schreittanz, der meist auf einem gleichbleibenden Bassmodell beruht. In den Oberstimmen kann man nach Herzenslust improvisieren – wie es hier die Capella de la Torre tut. 

Der Passamezzo hat sich im 16 und beginnenden 17. Jahrhundert in Italien als beliebtes Tanzmodell etabliert. Die Basslinie folgt dabei einer stets gleichbleibenden harmonischen Ordnung, dazu können verschiedene Instrumente Variationen spielen oder improvisieren. Ausführliche Passamezzo-Kompositionen gibt es beispielsweise von Andrea Gabrieli, Samuel Scheidt und William Byrd, viele Werke sind aber auch anonym überliefert. 

Wenn Girolamo Frescobaldi auf einer Orgel im römischen Petersdom spielte, war Ruhe im Schiff. Er galt zu Beginn des 17. Jahrhunderts als herausragender Tastenvirtuose und machte aus seinem Talent keinen Hehl. Geschickt agierte er mit den Mächtigen seiner Zeit und schlug das Maximum für sich heraus.

Girolamo Frescobaldi galt in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts als außergewöhnlicher Instrumentalvirtuose. So schrieb der Florentiner Musiktheoretiker Severino Bonini 1640: „Der berühmte Girolamo Frescobaldi hat im Cembalo- und Orgelspiel eine neue Manier entdeckt, welche – wie jeder weiß – mittlerweile von der ganzen Welt als einzig musikalische angesehen wird. Wer heute nicht nach seinem Stil spielt, hat als Musiker jede Achtung verloren.“ Geboren in Ferrara, vollzog sich die Karriere von Frescobaldi vorrangig in Rom. Von 1608 bis zu seinem Tod 1643 versah er hier das Organistenamt am Petersdom. In seiner Amtszeit wurde dieses riesige Gotteshaus vollendet und erhielt ein Orgelkonzept nach Frescobaldis Vorstellungen. Sein hohes Ansehen als Komponist und Virtuose bewirkte, dass er sich seine Mäzene praktisch selbst auswählen konnte und größte künstlerische Freiheit genoss. Durch ein Netzwerk von Beziehungen zu angesehenen italienischen Adelsfamilien – allem voran den Medici und Barberini – konnte er unbegrenzt Werke veröffentlichen und wurde dadurch europaweit populär.

Neben seinen vielen Tastenwerken hat Frescobaldi auch etliche Arien und vokale Concerti im modischen Stil komponiert und publiziert. Das kurze Lied „Se l’aura spira“ erschien 1630 in der Sammlung „Primo libro d’arie musicali per cantarsi“.

Noten

https://ks.imslp.net/files/imglnks/usimg/2/2b/IMSLP430856-PMLP365993-Frescobaldi_-_se_l’aura_spira.pdf

Se L’aura spira tutta vezzosa, 
la fresca rosa ridente sta, 
la siepe ombrosa di bei smeraldi 
d’estivi caldi timor non ha.

A balli, a balli, liete venite,
ninfe gradite, fiordi beltà.
Or, che sì chiaro il vago fonte
dall’alto monte al mar s’en va.

Suoi dolci versi spiega l’augello,
e l’arboscello fiorito sta.
Un volto bello al l’ombra accanto
sol si dia vanto d’haver pietà.
Al canto, al canto, ninfe ridenti,
Scacciate i venti di crudeltà.

Se l’aura spira tutta vezzosa […] 

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Wenn der Windhauch anmutig atmet,
steht die frische Rose lächelnd da, 
die schattige Hecke von smaragdgrünen Zweigen 
fürchtet sich nicht vor Sommerhitze.

Zum Tanz, zum Tanz kommt fröhlich,
anmutige Nymphen, Blüte der Schönheit.
Nun, da so klar die schweifende Quelle
vom hohen Berg zum Meer herabsteigt.

Seine süßen Reime lässt das Vögelchen hören,
und das Bäumchen steht in Blüte.
Ein schönes Antlitz zwischen den Schatten
zeigt sich voll Anteilnahme.
Zum Gesang, ihr lächelnden Nymphen,
Verjagt die Stürme der Grausamkeit.

Wenn der Windhauch anmutig atmet […]

Noten: https://ks.imslp.net/files/imglnks/usimg/2/2b/IMSLP430856-PMLP365993-Frescobaldi_-_se_l’aura_spira.pdf

Ein Flame in Venedig: Adrian Willaert zählte zu einer relativ großen Gruppe von frankoflämischen Komponisten, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Italien übersiedelten und dort maßgeblich das Musikleben bestimmten. Großen Sinn hatte er nicht nur für Kirchenmusik, sondern auch für sinnliche Madrigale. 

Adrian Willaert sorgte Anfang des 16. Jahrhunderts mit etlichen anderen Komponisten für einen Kulturtransfer zwischen dem frankoflämischen Raum und Italien. Geboren in Brügge, ist er wohl schon als junger Mann zunächst nach Paris und dann bald schon nach Italien gegangen. Dort war die Stadt Rom seine erste Station, Willaert wurde in den Dienst eines der vielen dort präsenten Kardinäle aufgenommen: Ippolito d’Este, ein Vertreter der berühmten d’Este-Familie, die ihren Hauptsitz in Ferrara hatte. Diese Dynastie war sehr kunstsinnig, hatte immer ein Auge auf die besten Musiker der Zeit, und so wurde auch Willaert stark als Hofsänger und Hofkomponist gefördert. Im Jahre 1527 wurde Willaert dann zum neuen Kapellmeister der Basilika San Marco in Venedig ernannt. Hier leistete er zunächst Grundlagenarbeit und führte diese Kapelle durch eine systematische Ausbildung der Sänger, aber auch durch eine personelle Aufstockung auf ein völlig neues Niveau. Rund drei Jahrzehnte prägte Willaert mit seiner Persönlichkeit und seinen Werken das Musikleben in Venedig, parallel gab er Noten heraus und unterrichtete. 

Neben vielen festlichen Motetten, Psalmvertonungen und Hymnen hinterließ Willaert aber auch zahlreiche Madrigale und Chansons, die dank des modernen Notendrucks schnell in vielen europäischen Musikzentren bekannt wurden. Besonders beliebt war das Lied „Vecchie letrose“ aus den „Canzone villanesche alla napolitana“. Es diente späteren Musikern auch immer wieder als Ausgangspunkt kunstvoller Variationen. 

Noten:

http://ks4.imslp.net/files/imglnks/usimg/9/92/IMSLP278309-PMLP451843-05-vecchie_letrose—0-score.pdf

Vecchie letrose, non valete niente,
se non a far l’aguaito per la chiazza.
Tira, tira, tira, tirr’alla mazza, 
vecchie letrose scannaros’e pazze.

Ihr elenden Vetteln seid zu nichts gut,
außer um einen Hinterhalt zu legen.
Darum zieht, zieht, zieht am Stecken, 
ihr elenden Vetteln, diebisch und verrückt. 

Noten: http://ks4.imslp.net/files/imglnks/usimg/9/92/IMSLP278309-PMLP451843-05-vecchie_letrose—0-score.pdf


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